Hauptpfeiler der Geschichte sind Protagonisten; der empathische
Pfarrer Carl Unterseher; der junge Schulmeister Friedhelm und die Wirtstochter
Paulina.
Der Roman beschreibt anschaulich die globale Auswirkung am
Beispiel einer kleinen fiktiven schwäbischen Gemeinde.
Beim Lesen habe ich sehr mit den Figuren mitgelitten,
gebangt und auf ein glimpfliches Ende gehofft. Vor allem aber habe ich eine
lebhafte Vorstellung von der Not der Menschen bekommen, die 1816 auf den
ersehnten Sommer verzichten mussten, stattdessen mit Schnee im Juli, unendlich
viel Regen keine Chance hatten etwas Essbares zu ernten.
Das Nachwort der Autorin, die jenes Werk während der
Corona-Zeit verfasste und so manche Parallelen, wie seinerzeit im Ahrtal erkennen
musste.
Mit dem kleinen Einblick zu einem großartigen Buch möchte ich folgendes Interview anhängen, welches ich mit der Schriftstellerin Astrid Fritz führen durfte:
Als erstes möchte ich mich herzlich bei Ihnen, liebe Frau Fritz, bedanken, dass Sie sich Zeit für dieses Interview nehmen!
Astrid Fritz: Ich danke Ihnen meinerseits, liebe Frau Planert!
Auf Ihrer Homepage habe ich mit großem Interesse Ihre, für mich sehr spannende, Vita gelesen. Gibt es darüber hinaus noch ein paar ganz aktuelle Ergänzungen, die Sie uns verraten möchten?
Astrid Fritz: Nun ja, vielleicht Folgendes: Seit meinem Romanerstling 2003 mit der "Hexe von Freiburg“ lebe ich in der Region Stuttgart, bin also für meine Begriffe ungewohnt bodenständig geworden. Durch meine vielen Lesereisen ins Badische liebäugele ich allerdings immer stärker mit einem Umzug zurück ins Badische. Vielleicht ja ein Projekt für das kommende Jahr …
In Ihrer beeindruckenden Sammlung an selbstgeschriebenen Büchern dominieren die historischen Romane. Sie haben Tiermedizin, Theaterwissenschaft, Literatur und Romanistik studiert. Eine vielfältige Mischung. Wann entfaltete sich Ihre Leidenschaft zur Geschichte?
Astrid Fritz: Das geht auf meinen Klassenlehrer am Gymnasium zurück, der Deutsch und Geschichte unterrichtete und uns Schülern nicht nur Jahreszahlen beibrachte, sondern die Alltagsgeschichte der Menschen von damals nahebrachte. Das entfachte nicht nur mein Interesse an historischen Romanen, sondern ich entschied mich auch, nach einem kurzen Intermezzo in der Tiermedizin, zum Literaturstudium. Nach meinem Studium, das immer auch geschichtliche Aspekte einschloss, schrieb ich mit meinem Freund Bernhard Thill einen Freiburg-Führer, aus dem heraus schließlich meine Idee entstand, selbst einen historischen Roman zu schreiben, und zwar über Catharina Stadellmenin, die in Freiburg 1599 als vermeintliche Hexe verbrannt wurde.
In Ihrem Buch "Der dunkle Himmel" findet der Leser ein hilfreiches Glossar für die zahlreichen älteren Begriffe. Als Romanistin und Germanistin ist dies nur ein kleiner Einblick in die Materie. Gab es während des Schreib- und Recherche-Prozesses Bezeichnungen, die Ihnen bislang unbekannt waren?
Astrid Fritz: O ja, immer wieder, vor allem beim Studium älterer Quellen oder Aussagen von Zeitgenossen. Seit Beginn meiner Schreibarbeit notiere ich mir solche „alten“ Begriffe in einer Datei, sortiert nach Epochen. Wahrscheinlich liegt es schon auch an meinem Studium, dass ich nicht nur Spaß am Erzählen von Geschichten habe, sondern auch an der Sprache selbst.
Zum Thema Recherchearbeit interessiert mich sehr Ihr Vorgehen beim Schreiben. Haben Sie zwischendurch viel recherchiert oder gab es vorab eine Zeit, in der Sie sich intensiv damit beschäftigt haben?
Astrid Fritz: In der Regel verläuft es so: Ich habe eine Romanidee, die ich in ganz groben Zügen in einer Art Exposé niederschreibe (was dann auch mein Verlag zu sehen bekommt), dann recherchiere ich erst einmal über zwei, drei Monate lang zum Thema und den historischen Hintergründen. Wenn ich dann mit dem eigentlichen Schreiben beginne, kann es zwischendurch immer mal sein, dass noch etwas vertieft werden muss, ich also noch einmal in eine Art Detail-Recherche gehe.
Ihr Nachwort habe ich mit großem Interesse gelesen und mich gefragt, ob diese Zeilen von Anfang an geplant waren oder eher durch die globale Entwicklung entstanden sind?
Astrid Fritz: Tatsächlich entstehen meine Nachworte immer am Schluss, auch wenn ich mir hin und wieder im Schreibprozess Notizen mache, was für das Nachwort interessant sein könnte. Insofern spiegeln sich in dem von Ihnen erwähnten Nachwort zum „Der dunkle Himmel“ auch ganz aktuelle Entwicklungen.
Seinerzeit war Cholera eine Erkrankung, die sich durch den globalen Handel auf der Erde verteilte. Mit Corona begann das ähnlich, nur wesentlich schneller. Ist das zum Beispiel eine der Parallelen, die Sie in Ihrem Nachwort erwähnt haben?
Astrid Fritz: Ganz sicher ist das eine der Parallelen. Nur brach die Cholera damals nach dem verheerenden Vulkanausbruch vorerst in den von der Katastrophe unmittelbar betroffenen asiatischen Ländern aus, die Ausbreitung nach Europa dauerte wesentlich länger als die Ausbreitung von Krankheiten heute, im Zeitalter des Flugverkehrs und Massentourismus. In unseren Breiten wüteten im „Jahr ohne Sommer“ eher typische Hunger-Krankheiten wie Typhus oder tödlicher Durchfall.
Ein verheerender Vulkanausbruch, wie seinerzeit Tambora und seine globalen Auswirkungen, könnten uns heute vermutlich ähnlich treffen. Hatten Sie beim Schreiben auch die Vorstellung, wie man heutzutage mit einer solchen Naturgewalt umgehen würde?
Astrid Fritz: Ja, das hatte ich immer wieder, und dann kam es ja im Juli 2021 sogar zu dieser schrecklichen Flutkatastrophe im Ahrtal. Da hatte sich mir bestätigt, wie hilflos wir Menschen gegen solche Naturkatastrophen sind. Ich fürchte sogar, wir sind noch verletzlicher als die Mensch in früheren Zeiten, da wir von einem hohem technischen Standard abhängig sind, wie Strom, Fließendwasser, Internet oder Handy. Von einer Infrastruktur also, die extrem schnell und leicht zerstörbar ist. Zugleich sind uns grundlegende Überlebenstechniken verloren gegangen, wie z.B. Feuermachen mittels Funkenschlag oder das Erkennen essbarer Wildpflanzen.
Sie arbeiten derzeit an dem Roman "Der Totentanz zu Freiburg", wieder ein historischer Roman. Was fasziniert Sie an dieser doch recht (aus heutiger Sicht) entbehrungsreichen Zeit?
Astrid Fritz: Vielleicht ja gerade was, was ich oben beschrieben habe: Die Menschen waren noch näher „am Leben dran“, und die Gemeinschaft galt viel mehr als heute. Auch der Glaube an Gott gab großen Halt. Zugleich aber erlebten unsere Vorfahren natürlich sehr viel Grausamkeit und Willkür, gerade auch die Frauen. Aber dieser letzte Aspekt gilt ja leider noch heute in vielen Teilen der Welt.
Wie viel Stunden arbeiten Sie in der Regel am Tag? Gibt es eine Art bestimmter "Werkzeuge", die Sie beim Schreiben nutzen, wie zum Beispiel Musik oder Kerzenlicht?
Astrid Fritz: Mein Arbeitstag ähnelt einer Angestellten, die ins Büro geht: Spätestens um neun Uhr sitze ich am PC, schreibe bis gegen ein Uhr (vormittags ist meine beste Zeit), dann gibt es eine ausgiebige Mittagspause mit Essen und frischer Luft, und danach geht es weiter mit bis zum frühen Abend, indem ich das Geschriebene nochmals überarbeite oder Mails beantworte, Organisatorisches erledige, Lesungen vorbereite usw. Vor allem beim Schreiben selbst brauche ich Ruhe, keinerlei Ablenkung, ich könnte dazu also niemals in einem Café sitzen. Oder wie manche Literaten abends bei einem Glas Wein schreiben. Eine Zeitlang liebte ich Haribo als Nervennahrung, aber da das ziemlich schnell auf die Hüften schlägt, verkneife ich mir das inzwischen.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg mit Ihren Werken, liebe Frau Fritz und freue mich schon sehr auf Ihr nächstes Buch, welches ich mir schon ausgesucht habe: Der Ruf des Kondors.
Astrid Fritz: Danke, liebe Frau Planert, auch Ihnen
weiterhin viel Erfolg beim Schreiben. Und viel Spaß beim Lesen des „Kondors“!
- ISBN-10 : 3499005921
- ISBN-13 : 978-3499005923