Auszug aus einem anderen Kapitel ...
Traian erwachte mit unbeschreiblichem Durst, der ihn fast um den Verstand brachte. Jede Faser seines Körpers schien kurz vor dem Zerreißen zu stehen, die qualvolle Erscheinung des Blutverlustes. Innere Hitze stieg ihm ins Gesicht, als er sich aufsetzte. Das teilweise angetrocknete Blut seiner Verletzung klebte wie eine feste Schicht auf seiner Haut, die bei jeder Bewegung zwickte. Die beiden Fledermäuse kreisten drei Mal über seinem Kopf, verschwanden danach durch das Kellerfenster hinaus in die Nacht. Traian stand langsam auf. Es kostete ihn ungewöhnlich viel Kraft. Seine Knie begannen zu zitterten. Die körperliche Qual des Blutverlustes wies ihn schnell in seine Grenzen. In diesem Zustand waren seine übermenschlichen Kräfte herabgesetzt. So würde er heute keinen Rehbock einholen und doch brauchte er dringend Blut, um wieder auf die Beine zu kommen, Blut, das man ohne Anstrengung bekommen konnte. Traian fiel nur ein Ort ein, wo er hingehen konnte, wo er unter Vampiren in Sicherheit war. Jede Bewegung verlangte ihm eine große Portion Disziplin ab, als er ins Freie kletterte, um sich auf den Weg nach Popescu zu machen. Erst gegen Morgen, es dämmerte bereits, erreichte er die vertraute Nische. Das Zittern in seinen Knien war schlimmer geworden, von dem schrecklichen Durst ganz abgesehen. Kurz nach dem Verlassen des leerstehenden Gebäudes, hatte seine Wunde wieder stärker zu bluten angefangen. Jetzt spürte er seine durchtränkte Kleidung, die ihm auf der Haut klebte. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Es kostete ihn viel Beherrschung sich auf den Beinen zu halten und jeder Schritt forderte ihn noch mehr. Ion, der Weinhändler war sein Ziel, er würde ihm bestimmt Blut zu trinken geben, ohne vorab eine Bezahlung zu erwarten. Wenn doch nur diese körperlichen Beschwerden nicht wären. Für einen Augenblick blieb er an einer Wand stehen und versuchte etwas Kraft zu sammeln, dabei schloss er die Augen. Er brauchte jetzt ein wenig Ruhe.
„Zum letzten Blutstropfen! Willst du nicht mal was unternehmen?“ Manuel, der Vampirführer aus Popescu packte ihn am Oberarm. Traian bemerkte, wie seine Beine versagten und er mit dem Rücken zur Wand auf den Boden sank. Wie durch eine Nebelwand sah er die wachsende Versammlung um sich, deren Bedeutung er nicht nachvollziehen konnte. Sein haariger Vorhang schien ihn heute vor den gierigen Blicken nicht zu schützen.
„Hast du sie noch alle? Was soll das?“, fuhr ihn ein weiblicher Vampir an.
„Was will er damit bezwecken?“, fragte ein anderer.
„Was gafft ihr denn so?“ Traian fühlte sich schon elend genug, diese Bedrängnis gefiel ihm gar nicht.. „Habt ihr euch noch nie verletzt?“ In seinem Kopf begann sich alles zu drehen, er hörte sich keuchen, als würde er in einen Lautsprecher atmen. Das Schlimmste aber waren diese furchtbaren Schmerzen, die an Intensität weiter zunahmen. Er spürte, wie sein ganzer Körper zitterte. Manuel packte ihn bei den Schultern, zog ihn auf die Füße und stauchte ihn zurecht.
„Dann unternimm etwas dagegen!“ Das Schwindelgefühl verschwand für einen kurzen Moment.
„Und was?“ Traians Augenlider fühlten sich zu schwer an, um sie offen zu halten. Ohne Manuels festen Griff wäre er jetzt vermutlich zusammengesackt.
„Er weiß es nicht“, hörte er eine weibliche Stimme.
„Er muss es wissen“, behauptete eine andere. „Hey!“ Manuel schlug Traian auf die Wange. „Du weißt doch wohl, wie das mit der Selbstheilung geht?“ Er schrie ihn an. „Verdammt! Du bist ein Vampir.“
„Selbstheilung?“, wiederholte Traian mehr innerlich. Ihm wurde augenblicklich schwarz vor Augen, sämtliche Geräusche verebbten in der Stille.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen