10. Januar 2012

Leseprobe

Leseprobe aus dem 5. Kapitel:

                 Vorbei
In seinem Kopf hämmerte ein pochender Schmerz, genau hinter der Stirn. Ein ungewohnter Geruch stieg ihm in die Nase. Marcus bewegte seine Finger, seine Hand. Seine Glieder fühlten sich steif an. Kein Wunder, so kalt wie ihm war. Deckte man ihn nicht mehr zu? Ihm fiel auf, wie deutlich seine Gedanken heute waren. Er blinzelte, grelles Licht schmerzte in seinen Augen, verschlimmerte seinen Kopfschmerz. Hoffentlich kam das Licht nicht von einer OP-Lampe. Kopfschmerzen? Verdammt! Jetzt musste er der Wahrheit ins Auge blicken. Erneut schlug er die Lider auf. Die Helligkeit blendete ihn anfangs sehr. Einige Momente benötigte er, bis er Konturen einer Tür mit Spiegelfliesen darauf erfasste. Da er auf dem Bauch lag, hob er seinen Kopf, um sich ein besseres Bild verschaffen zu können. Der Anblick erinnerte ihn an seine Badezimmertür, in der sich die Sonne spiegelte. Aber das war unmöglich.
Aber nein!
Er befand sich in seiner Wohnung, in der es immer noch nach Farbe roch. Das ging nicht mit rechten Dingen zu. Hatte er das alles nur geträumt oder träumte er in diesem Atemzug? Wie versteinert verharrte er einen Moment, bis er sich aufrichtete. Dabei spürte er viele kleine Stiche in seinem Bauch, in seiner Brust, ja eigentlich am ganzen Körper. Wie er langsam an sich herunter schaute, durchfuhr ihn ein Ruck. Er lag mitten in einem breit verteilten Haufen Glasscherben. Manche Scherben steckten noch in seiner Haut. Er war nackt! Kein Krankenhaushemdchen, keine Unterhose. Er schwenkte seinen Blick auf das Wohnzimmerfenster hinter sich. Die Scheibe war zerbrochen. Für den Augenblick hielt er den Atem an. Es sah beinah so aus, als sei er durch die Scheibe gekommen und lag nun auf den Scherben. Eine merkwürdige Vorstellung, ohne Bekleidung Fensterscheiben zu durchbrechen. In Wirklichkeit lag er bestimmt noch immer bei Dr. Schneider und diese Situation gehörte zu einer Halluzination.
Nein!
Seine Gedanken, seine Empfindungen waren zu klar, zu deutlich. Angestrengt begann er nachzudenken, wie er nach Hause, in seine Wohnung gelangt sein könnte.
Ihm fiel es nicht ein. Claras Besuch, daran erinnerte er sich noch, an seinen Versuch zu sprechen. Nachdenklich griff er sich an seinen Brummschädel. Beim besten Willen fand er keine Erklärung für diese Situation. Der erneute Blick zum kaputten Fenster, dann wieder an sich herunter, brachte ihn auf keine vernünftige Idee. Sollte er wirklich nackt von der Straße in den ersten Stock durch die Fensterscheibe gesprungen sein?
Das war Unsinn!

Sein Verstand funktionierte nicht, oder doch? Unter Drogen soll man ja die merkwürdigsten Dinge tun.


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