15. Februar 2016

Was ist das eigentlich ...

... selenorisch? Wo kommt es her?

„Selene“ die griechische Mondgöttin ist Namensgeberin, dieser abwechslungsreichen Reihe. 

Diese Zeichen findet der Leser über jedem Kapitel der E-Books, sowie in den beiden Taschenbüchern "Agoniten" und "Auronja".

"Selenorische Schriftzeichen" bestehen aus einer Sichel, einem Halbkreis sowie einem Kreis. 
 Verschiedene Zusammensetzung dieser Zeichen und Drehungen untereinander ist die Grundlage dieser Schriftart.

Die Nummerierung in "selenorische Schriftzeichen" zeigen sich durch die Stellung der Sicheln. 
Bei der 1 steht der Kreis mittig beider Sicheln:  
 Bei der 2 sieht man die Sicheln bereits verschoben, sie wandern je nach Zahl um den kleineren Kreis (der für den Vollmond steht) herum.

 Dies ist die 3:

Dies ist die 4:
 und schließlich die 5:


Die 10 sieht dann so aus:
In welchem Zusammenhang stehen die Bücher miteinander?

In der Welt der zwei Monde, des Weißen und des Roten, wachsen die mittelalterlich anmutenden „selenorischen“ Romane mit 
wechselnde Protagonisten, 
bekannten Orten 
oder 
verbundenen Ereignisse zu einem gewaltigen Epos heran.


Eure Fragen zur selenorischen Reihe könnt Ihr hier gern stellen:

10. Februar 2016

Qualvolle Experimente


 Felis Vigor

Selenorischer Roman 3




Fund 


Verkohlte Baumstümpfe ragten aus der schwarzen Erde empor. In der Luft lag ein beißender Geruch nach verbranntem Holz, nach Ruß und nach Tod. Eine bizarre Erscheinung leuchtete am Firmament: Der große rote Mond stand exakt hinter dem kleineren weißen. Ein roter Kreis zog sich um den weißen Mond herum. Beide strahlten in voller Größe und schienen auf ein am Boden liegend, ächzendes Geschöpf. Vierzehn leuchtende, rote Mondsteine lähmten den nackten, abgemagerten Körper. Nur Fetzen einer zerschlissenen Hose bedeckten den blutverschmierten Leib.
Plötzlich tauchte aus dem Schatten der Dunkelheit ein kräftiger Mann in einem roten Anzug und roten Stiefeln auf. Seine buschigen Augenbrauen und seine große Nase wirkten fast furchterregend. Geheimnisvoll glänzten seine hellbraunen Augen. „Eine äußerst denkwürdige Nacht, mein lieber Nurel! Leider wirst du heute auf die Mondsteine verzichten müssen. Ich benötige sie für einen ganz besonderen Schüler.“ Der Mann schnürte einen Strick um das linke Handgelenk seines Gefangenen. Das andere Ende des Seils befestigte er an einem dicken Baumstumpf. Als er die rechte Hand ergriff, zuckten sacht Nurels Finger. „Du wirst doch keinen Widerstand leisten?“, lachte der Fremde. Auch das rechte Handgelenk wurde vom Rumpf gestreckt an einem Stumpen festgebunden. Die Fußgelenke fesselte der Unbekannte fest zusammen und knüpfte das Seilende ebenfalls um einen restlichen Baumstamm. „So wird es unterhaltsamer für dich!“ Er band ein Tuch über die Augen seines Opfers, sammelte die roten Mondsteine in seine Tasche und verschwand in den Schatten der Nacht.
„… mein lieber Nurel“, hatte der Fremde ihn genannt. Nurel war sich nicht bewusst, wer diese Gestalt war. Er hatte keine Kenntnis darüber, wie er in diese Situation geraten und schon gar nicht, wer er selbst war. Er hatte lediglich diesen Namen: Nurel. Nur langsam ließen die Schmerzen nach, die seinen gesamten Körper plagten. Jeder Bewegungsversuch war von einer beißenden Kälte begleitet, die seine Beschwerden verschlimmerten. Er begann zu zittern. Seine ausgestreckten Arme waren so straff auseinander gebunden, dass es ihm nur unter Schmerzen möglich war, seinen Oberkörper zu bewegen. Nurel hatte diesen Fremden nicht gesehen. Diese Mondsteine hatten seinen ganzen Körper so gelähmt, dass er nicht mal in der Lage war, die Augenlider zu öffnen. Was er wohl verbrochen hatte, dass man ihn derart folterte? Die Seile an den Hand- und Fußgelenken waren eng zusammengeknotet. In seiner Verzweiflung versuchte er sich aus den Fesseln zu winden, doch er spürte nur, wie die derben Stricke ihm die Haut abscheuerten. So sehr er auch zerrte und zog, Nurel konnte sich nicht befreien. Plötzlich zuckte er zusammen. Sein Herz begann zu rasen. Er nahm eine weiche Pfote auf seinem Bauch wahr. Dann folgte eine Zweite, die sich tief in seinen Unterleib drückte. Eine schnuppernde, kalte Nase glitt ihm über den Rumpf. Was mochte das für ein Getier sein? Für eine Katze waren die Tatzen zu groß und zu schwer, ein Wolf besaß doch eher lange Krallen. Nurel sah seine letzte Stunde gekommen. Starr vor Angst wagte er kaum zu atmen. Eine raue Zunge fuhr ihm mehrfach die Brust entlang. Eine Pfote verschwand von seinem Körper. Für einen Augenblick hoffte Nurel, dieses Tier würde sein Interesse an ihm verlieren. Im nächsten Moment spürte er ein schmerzhaftes Reißen in seinem Leib, als würden Messerklingen ihm die Haut durchtrennen. Nurel schrie auf, mehr erschrocken, als vor Schmerz. Erneut empfand er ein mächtiges Reißen auf seiner Brust, dann schien das Tier tatsächlich davonzujagen. Nurel atmete tief durch. Sein frisches Blut würde mit Sicherheit die Wölfe anlocken, damit wäre sein Schicksal besiegelt. Überrascht stellte er fest, dass der Strick an seinem linken Handgelenk etwas nachgab. Merklich war der Stamm oder der Pfahl, an dem es befestigt war, lose. Er sammelte all seine Kraft und zerrte kräftig an den Fesseln. Um ein Stöhnen zu unterdrücken, presste er die Lippen aufeinander. Er benötigte einige Versuche, bis er wahrhaft den lockeren Pfahl aus der Erde ziehen konnte und seine Hand befreit hatte. Zuerst streifte Nurel die Augenbinde ab, knotete danach seine rechte Hand frei und schließlich die Fußgelenke.
Ein markerschütternder Schrei aus der Ferne hallte durch die Nacht.
Nurel schaute sich um. Offenbar war er nicht der Einzige, der gequält wurde. Ringsherum erblickte er verkohlte Baumstümpfe, Reste eines niedergebrannten Waldes so weit er sehen konnte. Direkt über ihm standen die beiden Monde und leuchteten auf ihn herab. Sein Rumpf, die Gliedmaßen, alles war blutverschmiert. Doch bis auf die Abschürfungen seiner Fesseln und die Wunden der Tierkrallen konnte er keine Verletzungen entdecken. Warum sollte man ein Geschöpf mit Blut besudeln? Welche Bedeutung hatte das? Wenn er überleben wollte, musste er hier schnellstens verschwinden. Energisch stand er auf. Seine Beine wollten ihn kaum tragen. Kraftlos und zitternd setzte er einen Fuß vor den anderen. Das Gehen fiel ihm entsetzlich schwer, als wäre er schon sehr lange nicht mehr gelaufen. Was war nur mit ihm geschehen? Wie sollte er diesem Mann entkommen? Bestimmt würde er seine Fußspuren verfolgen. Nur gab es weit und breit kein Gestrüpp, mit dem man die Fußstapfen hätte verwischen können. Schwerlich kam er vorwärts und fiel letztlich zu Boden. Nurel versuchte aufzustehen. Die schwarze Erde klebte nun auf seinem Körper, vermischte sich mit dem Blut auf seinem Bauch. Er musste weiter! Seine Arme schienen kräftiger zu sein und so kam ihm der Gedanke, sich auf allen Vieren fortzubewegen. Auf den Händen und Knien ging es wesentlich rascher voran. Ohne sich umzudrehen, krabbelte er, so schnell er konnte, vorwärts. Auch als ihm vor Müdigkeit, vor Erschöpfung die Augen zufielen, zwang er sich, nicht anzuhalten.


Dieses Buch zu überarbeiten hat mir sehr großen Spaß gemacht, denn ich war die letzten 6 Wochen sehr intensiv mit meinem eigensinnigen Protagonisten "Nurel" zusammen.

Spätestens am Ende des Monats ist auch das Lektorat soweit, dass sich das Buch im neuen Kleid, mit überarbeitetem Text präsentieren kann.

Dankeschön an meine Unterstützung, die akribisch auf die Fehlersuche gegangen ist.

Wer eines meiner letzten Printbücher (334 Seiten) mit Widmung erstehen möchte, darf sich gern an mich wenden.